CJP Christlich-Jüdische Projekte

WEITblick

«numnum» sorgt für frischen Wind an der Leimenstrasse

Das koschere Restaurant zieht mit seinem Take Away-Angebot viele Interessierte an.
Ausgabe

2 - Mai 2021

Autor*innen

Peter Bollag

Elli Benaiah

Elli Benaiah

Elli Benaiah ist der Betreiber des nummum

www.nummum.ch

Ungewohnte Szene am späten Ostersonntag beim Eingang der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB): Nach dem Ende des diesjährigen Pessachfestes konnten Unentwegte dort nämlich einige jener Speisen erstehen, die während Pessach verboten sind. Vor allem einmal Falafel, das israelische Nationalgericht, das sind Bällchen aus Kichererbsen samt Zutaten wie Salate und Tehina in der Pitah, einem arabischen Fladenbrot. An Pessach verzichten observante Jüdinnen und Juden überall auf der Welt auf gesäuerte Lebensmittel, wie Brot, Teigwaren, Bier oder alle Arten von Müeslis.


Der Take away-Stand an der Leimenstrasse ist auch für das seit August 2020 bestehende Koscher-Restaurant mit dem lautmalerischen Namen numnum in diesen Corona-Zeiten sozusagen das tägliche Brot und überlebenswichtig.


Wie alle anderen Restaurants in der Schweiz, die seit dem 23. November 2020 ihre Tore geschlossen halten müssen, setzt auch das numnum auf Take away. Jeden Werktag bietet numnum-Chef Elli Benaiah mehrere Menus an, dazu Suppen, Desserts und Getränke.


Gefragt ist also Elli Benaiahs Kreativität, die sich in speziellen Kreationen äussert wie zum Beispiel marokkanische Linsensuppe oder Mahmoosa, einer persischen Koriander-Omelette in einem Fladenbrot. Und das alles natürlich koscher. Das Angebot kommt auch bei vielen nichtjüdischen Passantinnen und Passanten ausgesprochen gut an, wie ein Augenschein zur Mittagszeit zeigt.


Seine Begeisterung für die Küche und Gastronomie hatte Elli Benaiah früh entdeckt: «Meine Liebe zum Kochen stammt auch von meinem Interesse für Gewürze»; Elli stammt mütterlicherseits von einer jüdischen Familie aus Indien ab. Doch selbstverständlich sei ihm auch die bodenständige aschkenasische (also europäische) bzw. osteuropäische Küche alles andere als fremd und ist deshalb auch auf der Speisekarte zu finden. Essen allgemein habe für ihn etwas Vereinendes, Gemeinsames, sagt er: «Und koscheres Essen ist da meiner Meinung nach keine Einschränkung, sondern im Gegenteil ein Plus, ein zusätzliches Argument».


In Toronto (Kanada), wohin die Familie einige Jahre nach Ellis Geburt aus London gezogen war, studierte Elli Benaiah Jurisprudenz und Philosophie, um nach dem erfolgreichen Abschluss zuerst in Kanada, später dann auch in Israel als Anwalt zu arbeiten. Benaiah war seinem Bruder gefolgt, der schon als 16-Jähriger entschieden hatte, nach Israel auszuwandern. Die gemeinsame Schwester lebt heute in Australien. Als Anwalt befasste er sich u.a. mit straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen, auch solchen, die mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatten. Der Anwalt sah dabei gar nicht so selten in tiefe Abgründe. Insgesamt ein harter Gegensatz zum doch eher beschaulichen Basel, wo der Anwalt häufig seine Wochenenden verbrachte.


Dass er auf einmal sein Interesse für die Schweiz entdeckte, hatte mit Liebe zu tun – der Liebe zu seiner zweiten Frau. Denn nach einer ersten Ehe lernte der Anwalt die Baslerin Mirjam kennen. Die Heirat 2014 fand in Venedig statt, «irgendwie der ideale Ort zwischen der Schweiz und Israel» so glaubt Benaiah noch heute. Dass der aus Israel stammende Basler Oberkantor Issachar Helman die beiden traute, habe irgendwie auch gut dazu gepasst, sagt Benaiah.


Arbeit in Israel und privates Leben in der Schweiz – dank dem Billigflieger Easyjet war dies für den Israeli einige Jahre möglich, doch schliesslich hatte er dann doch genug davon: «Einer von uns beiden musste einen Schritt machen – und ich entschied, dass ich derjenige bin, der ihn tut und nach Basel zieht».


Das habe auch damit zu tun gehabt, dass er an einem Punkt angekommen sei, beruflich etwas Neues anzugehen, wie er erzählt. Ausserdem: «Irgendwie fand ich auch, mein berufliches Leben nicht in einem israelischen Gerichtssaal beenden zu wollen».


Nicht nur dieser Gründe wegen hat Elli Benaiah darum als neuer Pächter eigene Pläne, wenn Corona irgendwann einmal vorbei ist: «Ich möchte hinausgehen in die Stadt und meine kulinarischen Ideen an verschiedenen Orten der Stadt umsetzen.» Die Küche des Restaurants soll dabei so etwas wie die Basis, eine Art «Heimathafen», sein.

Weitere Koscher-Restaurants in der Deutschschweiz

(Stand Anfang Mai 2021)


Zürich

Fein und Schein (www.feinschein.ch)

Babis Bagel Shop (www.babisbagel.com)

The Grill Cave (www.thegrillcave.co)


Bern

Das Restaurant Vanakam im «Haus der Religionen», das auch über ein Koscher-Zertifikat verfügt, ist seit 4. Mai 2021 wieder geöffnet (www.haus-der-religionen.ch/restaurant-vanakam)


*Peter Bollag ist Projektleiter der Christlich-Jüdischen Projekte (CJP)